Das Ergebnis-Tableau ist bereits Schlagzeile von gestern. Tiger Woods‘ und Rory McIlroys Auftritte haben die Masters-Chronisten auch längst hingebungsvoll zerpflückt. Aber da war doch noch mehr zwischen Magnolia Lane und „Holly“, dem 18. Loch. Was vom (ersten) Tage übrig blieb: Ein Spaziergang durch den (digitalen) Blätterwald.

Augusta und Sergio Garcia: „Ich gebe mir jedes Mal Mühe, den Platz zu genießen.“ ©: Julie Campbell | flickr/cc
1.000 Mal berührt …
Der Spanier Sergio Garcia wurde – lange vor Krauskopf McIlroy – als Europas Replik auf den Dominator Woods gehandelt. Die große sportliche Antwort blieb El Niño (das Kind) freilich bislang schuldig, tauchte zwischenzeitlich gar ganz tief unter. Und Augusta National mag Garcia eigentlich überhaupt nicht: „Ich gebe mir jedes Mal redliche Mühe, den Platz zu genießen. Mal klappt es, mal nicht.“ Am Donnerstag klappte es: Der 33-Jährige schoss sich beim Auftakt der „Bundesgartenschau“ in Augusta mit einer bogeyfreien 66 (Sechs unter Par) an die Spitze des Felds. Das erinnert irgendwie an Klaus Lages „1.000 Mal berührt …“
Schwarz-grünes „Fähnlein Fieselschweif“
Man stelle sich eine Party bei Royals oder so vor, und dann läuft da wer im haargenau gleichen Festgewand rum. So geschehen im Fall der Adidas-TaylorMade-Propagandisten Sergio Garcia, Dustin Johnson und Jason Day: Das Trio ging am Donnerstag in identischen schwarz-grünen Hemden, schwarzen Hosen und schwarzen Caps auf die Runde. Während Garcia und Day auch noch dasselbe Schuhwerk ausführten, trug Johnson wenigsten weiße Treter.
Die notorischen Lästermäuler haben schon mal vorgeschlagen, Namensschilder bereitzulegen. Oder unterschiedlich kolorierte Halstücher wie bei Tick, Trick und Track in Entenhausen. Falls das „Fähnlein Fieselschweif“ noch mal als optischer Drilling antritt.
Spitzenreiter mit schlagfertigem Caddie
So wie Sergio Garcia hat auch Marc Leishman als temporärer Masters-Spitzenreiter übernachtet. Der Australier löste mit dem Gewinn der Travelers Championship 2012 die Eintrittskarte für Augusta. Eher fragwürdige Bekanntheit allerdings erreichte der Weltranglisten-108., weil sich sein Caddie Matthew Kelly bei der Australien Open vergangenes Jahr eine handfeste Keilerei mit dem Kollegen Grant Buchanan geliefert hat, nachdem er zuvor dessen Arbeitgeber James Nitties verspottet haben soll.
Lunch für eine Handvoll Dollar
Zur den Gepflogenheiten im Augusta National Golf Club gehört, dass die Zuschauer – sorry, hier werden sie ja „Patrons“ genannt – für die artige Befolgung der umfangreichen Verhaltensmaßregeln ordentlich und preisgünstig verpflegt werden. Das teuerste Sandwich kostet 2,50 Dollar; für fünf Dollar gibt‘s zwei Gänge zum Lunch. Eiersalat und Hühnchenbrust-Sandwich vielleicht. Dazu einen Softdrink. Verpackungen oder Plastikbecher sind selbstredend mit dem Masters-Logo ausgestattet und eignen sich daher auch als Memorabilia. Übrigens: Der Besucherprospekt hat 68 Seiten, enthält aber nicht bloß Benimm-Anweisungen. Turnier-Infos sind ebenfalls drin.
David Lynn und der Traum vom „Sakrileg“
Der englische Professional David Lynn ist eher für spektakuläre Aktionen denn golferische Erfolge bekannt: Lynn wurde schon rund 300 Mal wegen „Plankings“ von der Polizei einkassiert. Zeitgenossen mit dieser seltsamen Passion legen sich irgendwo stocksteif hin, bevorzugt an möglichst prominenten Stellen, und lassen sich dann als „Brett“ fotografieren. Für so jemanden ist Augusta National mit all seinen berühmten Ecken und Bauwerken natürlich ein gefundenes Fressen. Und in der Tat schwärmt Lynn davon, ausgerechnet auf Hogan‘s Bridge, dem Übergang zum zwölften Grün, seine nächste „Planking“-Einlage zu veranstalten. Das scheint ihn mehr zu reizen als der Sieg beim Masters.
Zöge der 39-Jährige die Nummer wirklich durch, hätte sich das mit Augusta aber eh erledigt. Bei so einem „Sakrileg“ könnte Lynn vermutlich froh sein, wenn er denn unmittelbaren Rauswurf schadlos übersteht. Und das Turnier dürfte er sich dann für alle Zeiten vom Fernsehsessel aus anschauen.
„Wunderkind“? „Kinderstunde“!
Der 14-jährige Chinese Tianlang Guan hat den Platz fürs Erste in 73 Schlägen (Eins über Par) umrundet und dabei alle anderen, deutlich älteren Amateure klar hinter sich gelassen. „Wunderkind“ gilt als gängige Vokabel, dem Autor kommt bei dem Ballyhoo um den jüngsten Masters-Teilnehmer aller Zeiten eher „Kinderstunde“ in den Sinn. Witzig allerdings ist, dass der Junior ausgerechnet in den Flight mit seinem Vorgänger Matteo Manassero beordert wurde. Der mittlerweile 19-jährige Italiener war 2010 Augustas Jüngster.
Guan hat sich übrigens durch den Gewinn der asiatischen Amateur-Meisterschaft qualifiziert und dies damals mit dem bemerkenswerten Hinweis gewürdigt, er habe „schon als Junge“ davon geträumt, mal beim Masters zu spielen. Aha! Zur Erinnerung: Der Bursche ist 14 – und heute was, wenn kein Junge mehr? Ach ja, ein Wunderkind. Gut, dass mal drüber geredet wurde.
Der Titelverteidiger und die Muße des Garderobiers
Für die zweite Runde heißt es, Bubba Watson kräftig die Daumen zu drücken. Der Titelverteidiger hängt nach einem mauen 75er-Durchgang neun Schläge hinter der Spitze und nur knapp über der voraussichtlichen Cut-Linie. Von der sportlichen Enttäuschung eines verpassten Wochenendes ganz abgesehen, hat Watson absolut keine Lust, zwei Tage müßig in Augusta rumzuhängen: Denn er muss ja nun mal bis zum späten Sonntag Nachmittag bleiben, um als Garderobier dem neuen Champion ins „Green Jacket“ zu helfen.