Vor allem drei Szenen und „Three and a Half Men“ machten während des freitäglichen Durchgangs von sich reden: Was vom zweiten Masters-Tage übrig blieb.

Augusta National: Fred Couples blüht bei der golferischen „Bundesgartenschau“ auf. ©: Nate Weigle | flickr/cc
„Boom Boom Freddy“
Nächsten Monat kriegt Fred Couples offiziell seine güldene Profiltafel in der World Golf Hall of Fame in St. Augustine/Florida. Es gibt nicht wenige, die das als Verlegenheitslösung mangels arrivierterer Kandidaten anprangern. Immerhin hat der Amerikaner nebst allerlei Tour-Veranstaltungen bloß ein Major, das Masters 1992, gewonnen. Allerdings vergangenes Jahr dazu immerhin die Senior-Open-Championship.
Vielleicht straft der 53-Jährige unmittelbar vor der Aufnahme ins Pantheon des Golfsports die Kritiker noch Lügen. Der beliebte Couples, ein smarter Zeitgenosse, den sie wegen seiner geschmeidig-mächtigen Abschläge „Boom Boom Freddy“ nennen (wenn nicht gerade die chronischen Rückenprobleme den Schwung belasten) blüht bei der golferischen „Bundesgartenschau“ in Augusta regelmäßig auf. Aktuell liegt er nur einen Schlag hinter dem führenden Australier Jason Day. Bernhard Langer, zwei Jahre älter als Couples, traut ihm jedenfalls einen späten Triumph zu: „Wenn es einer aus unserer Generation schaffen kann, dann sicher Fred mit seinen langen Abschlägen“, sagt der zweifache Masters-Champion (1985, 1993).
Der Berg hat gerufen
Es war das Bild des Tages (jedenfalls für den Autor): John Paramor, der Chef-Schiedsrichter der European Tour, ein Mann von bergiger Statur, Auge in Auge Auge über Auge mit dem schmächtigen Chinesen Tianlang Guan. Auf dem Fairway der Siebzehn war’s, als Paramor den 14-Jährigen zu sich rief und ihm einen Strafschlag wegen langsamen Spiels aufbrummte. Eine Premiere für Augusta. Kinderstar Guan, der bei den böigen Windverhältnissen zu viel Zeit auf die Schlägerwahl verwendete, war mehrfach vorgewarnt worden. Oder wie es im Fachjargon heißt: auf die Uhr genommen. Zum Exekutiv-Zeitpunkt hing er im Flight mit dem zweifachen Masters-Sieger Ben Crenshaw und Italiens Jungstar Matteo Manassero satte 20 Minuten hinter der Vor-Gruppe.
Interessant ist die kontroverse Diskussion, die Paramors konsequente Regel-Auslegung nach sich zieht. Man mag es angesichts der laschen Handhabung auf der US-PGA-Tour als unbotmäßig ansehen, ausgerechnet an einem kindlichen Masters-Neuling ein derartiges Exempel zu statuieren, wenn doch seit Jahren die Golf-Geißel „Slow Play“ lediglich mit läppischen Geldbußen belegt wird. Aber John Paramor gehört der European Tour an, und die springt mit Trödlern und Schleichern nicht ganz so zimperlich um. Während in den USA letztmals bei der Honda Classic 1995 gegen Glen Day ein Schlagverlust verhängt wurde, traf es auf der European Tour unlängst noch den Bummelanten George Coetzee bei der Tshwane Open Anfang März in Südafrika. Und Inkonsequenz hin, Jugend her: Die Regeln sind gemacht, um befolgt zu werden. Ihre Achtung ist eine Frage der Etikette, nicht der Präsenz oder Entschiedenheit von Schiedsrichtern.
Tianlang Guan nahm‘s übrigens mit einsichtiger Höflichkeit hin und rutschte auf der Cut-Linie (Vier über Par) als einziger Amateur ins Masters-Wochenende.

Strafe für Guan, Gnade für Woods: Die Regelhüter nicht immer auf dem rechten Weg. ©: Torrey Wiley | flickr/cc
Der Tiger entgeht dem Drop-Out
Apropos Konsequenz: Tiger Woods, der am Freitag mit großartigem Spiel vor allem auf den Grüns von Augusta seinem Nimbus als haushoher Masters-Favorit nachkam, wandelt am Rand der Disqualifikation. Der Auslöser war ausgemachtes Pech: Auf Bahn 15, einem Par fünf, pfefferte der Weltranglisten-Erste seinen dritten Schlag voll gegen die Fahnenstange. Vom Stock sprang die Kugel in den Teich vor dem Grün, der einzigen Problemstelle auf dem eher einfachen Loch. Wenn man jetzt die Regeln korrekt auslegt, dann hat Woods seinen neuen Ball an der falschen Stelle gedroppt. Der kurze Schlag an die Fahne, mit dem Woods den bogeyrettenden Putt vorbereitete, war zwar mehr als sehenswert. Aber letztlich unterschrieb er am Ende seines Tages eine inkorrekte Scorekarte.
Nachtrag: Wie kaum anders zu erwarten, wurde Tiger Woods wegen seines Vergehens nicht disqualifiziert. Die Spielleitung bemühte eine 2012 eingeführte – und offenkundig sehr dehnbare – Regel-Modifikation, nach der Spieler, die wegen eines unbewussten Regelverstoßes eine falsche Scorekarte unterschreiben, anstelle von Disqualifikation auch nur mit zwei Strafschlägen belegt werden können.
Eine fragwürdige Entscheidung angesichts des Umstands, dass Woods seinen Ball mit Vorsatz an besagter Stelle fallen ließ. Und die lag nun mal nicht so dicht wie möglich am Punkt des ursprünglichen Schlags. So wie es regelkonform gewesen wäre. So wie es Woods garantiert klar war, weil „Ball im Wasserhindernis“ samt zugehörigem Paragraphenwerk zu den häufigsten Vorfällen im Golf zählt. Sondern knapp zwei Meter dahinter. Also illegal! Aber wer möchte in, um und um Augusta herum schon ein (werbewirkungsreduziertes) Masters-Wochenende ohne das Golf-Testimonial Nummer eins …
Tick, Trick und Track als Design-Trio
Zum Abschluss eine Anmerkung der guten Ordnung halber: Die Klamotten-Tripletten von Jason Day, Sergio Garcia und Dustin Johnson haben offenbar Methode. Am Freitag tauchten die Drei erneut mit dem gleichen Hemden-Design im Augusta National Golf Club auf. Garcia und Johnson im Farbspiel grau-weiß, Day in schwarz-weiß. Unterscheiden ließ sich die Drei-Streifen-Gang aka Tick, Trick und Track allerdings frei nach dem Apostel Johannes: „An ihren ,Hosen‘ [Taten] sollt ihr sie erkennen.“