Oval Office’s elegantester Golfer: Zum Todestag von JFK

Heute, am 22. November, jährt sich zum 50. Mal der Todestag von John F. Kennedy …

Während allerorten der Präsidentschaft Kennedys und des Attentats von Dallas 1963 gedacht wird, soll an dieser Stelle die Golf-Leidenschaft im Weißen Haus erwähnt sein und daran erinnert werden, dass JFK mit seinem eleganten Schwung wohl der beste Golfer im Oval Office war …

Es gibt eine Statistik, der zufolge seit 1981 kein nicht-golfender Aspirant den Einzug ins Weiße Haus geschafft hat. Barack Obamas Herausforderer Mitt Romney gesellte sich vor einem Jahr als bislang Letzter auf diese Liste; mit der zweiten Amtszeit des 44. „Commander in Chiefs“ bleibt auch das Putting-Grün im Garten von 1600 Pennsylvania Avenue mindestens bis 2017 in Betrieb. Die mit Akribie und Häme geführte Kampagne gegen den leidenschaftlich golfenden Präsidenten zeitigte für Obama keine Folgen.

Überhaupt gab es in den vergangenen 100 Jahren mit Harry S. Truman (1945 bis 1953) und Jimmy Carter (’77 bis ’81) nur zwei US-Präsidenten, die keine Golfer waren. Und „Lefty“ Obama, der samstags gern nahe Washington auf der Andrews Airforce Base in Maryland oder auf dem Kurs von Fort Belvoir in Virginia abschlägt, ist mit den Anwürfen wegen seiner Golferei in guter Gesellschaft.

Eisenhower ließ sich ein Putting-Grün bauen

Schon Dwight D. Eisenhower (1953 bis 1961), der mit dem Baum und der Lodge in Augusta, wurde dafür heftig beschimpft. Was ihn nicht hinderte, über 200 Runden, oft mit Arnold Palmer, auf dem Masters-Kurs zu spielen und im Oval Office beim Diktat Probeschwünge zu absolvieren.

1957: „Ike“ Eisenhower beim nachmittäglichen Kurzspiel-Training. Fotocredit: White House Museum

„Ike“ war es auch, der sich 1954 vom legendären Robert Trent Jones Sr. das erste Grün in den „Vorgarten“ bauen ließ. Sehr zur Freude der ortsansässigen Eichhörnchen übrigens, die Eisenhower scherzhalber sogar vom Secret Service erschießen lassen wollte, weil sie ständig ihre Nussvorräte im Grün verbuddelten. Statt der Leibgarde rückte dann doch das gärtnerische Personal aus, die Nager wurden in Fallen gefangen und meilenweit entfernt wieder ausgesetzt. Der Präsident selbst absolvierte jeden Nachmittag punkt fünf Uhr eine Übungseinheit auf seinem heiligen Rasen.

Kennedy erleichtert über verpasstes Hole-in-one

Die Golf-Passion der US-Präsidenten findet sich in beiden politischen Lagern. Der Beste freilich war Demokrat: John F. Kennedy (1961 bis 1963) spielte ein einstelliges Handikap, machte aber wenig Aufhebens darum. Als Senator gehörte er nämlich noch zu den Golf-Kritikern seines republikanischen Vorgängers Eisenhower.

John F. Kennedy

1963: John F. Kennedy in Hyannisport. Fotocredit: golf.com

Überliefert ist eine Szene in Cypress Point 1960, als JFK an der Par-3-Fünfzehn ein Hole-in-one knapp verfehlte und darob sogar erleichtert war: „Sonst hätte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, dass der nächste Golfer auf dem Weg ins Weiße Haus ist.“ Vielleicht hat Kennedy deswegen später das „White-House-Green“ erst mal zuwachsen lassen.

Auch der eifrigste oberste US-Golfer gehörte den Demokraten an. Woodrow Wilson (1913 bis 1921), der die USA in den Ersten Weltkrieg führte und wie Obama den Friedensnobelpreis erhielt (1919), soll in seinen zwei Amtsperioden über 1.000 Runden gespielt haben. Obamas bisherige, von seinen Kritikern penibel dokumentierte 150 sind ein Klacks dagegen.

Clinton ist auf dem Platz ein ziemlicher Mogler

Golf ist Breitensport in den USA, Vorwürfe gegen golfende „Chiefs“ waren und sind politisch motiviertes Gezänk. Auch die beiden Bushs, George (1989 bis 1993) und George W. (2001 bis 2009), mussten sich allerhand anhören. Dabei war der ältere Bush ein wahres Vorbild an Tempo auf dem Platz, ein echtes Testimonial im Kampf gegen Slow Play. Von seinem Sohn freilich wurde er oft in aller Öffentlichkeit als  „Mädchen“ angepflaumt, weil er bei gemeinsamen Runden von den Tees für Ladies und Senioren spielte.

2009: Barack Obama und sein „Vize“ Joe Biden. Fotocredit: White House Museum

Aber es gab wahrlich schlimmere präsidiale Verfehlungen als die Golf-Leidenschaft: Richard Nixon (’69 bis ’74) ließ zwar das Grün am Weißen Haus endgültig entfernen – heute ist dort der Hubschrauber-Landeplatz –, aber vor allem belauschte der Republikaner seine Widersacher. Watergate, nicht Golf, kostete ihn die Präsidentschaft.

Auch Bill Clinton hatte zwischen 1993 und 2001 bekanntlich andere persönliche Probleme als seine Golf-Leidenschaft. Dabei ist der Demokrat auf dem Platz ein ziemlicher Mogler, reklamiert ständig Mulligans und fordert auch 15-Meter-Putts schon mal als geschenkt ein. „Billigans“ taufte die Presse diese eigenwillige Auslegung des Bestball-Spiels.

1997: Bill Clinton auf dem Putting-Grün des Weißen Hauses. Fotocredit: White House Museum

Immerhin ließ Clinton das Grün am Weißen Haus neu anlegen, von Robert Trent Jones Jr. übrigens, im Südosten des Areals, nahe der Hoover-Eiche, rund 180 Quadratmeter groß. „Das passt: Das Weiße Haus ist ein Haus des Volkes und Golf ein Sport für alle Menschen,“ sagte der Architekt damals. Nur den gewünschten Bunker am Grün bekam der Präsident nicht. Der Secret Service traute Clintons Spiel aus dem Sand wenig zu, erinnert sich Trent Jones Jr.: „Sie baten mich: ,Bitte bauen sie keinen Bunker. Wenn er bei einem Bunkerschlag das Weiße Haus trifft, dann springt der Alarm an und wir haben einen ,Code Red‘!“.

 
(Dieser Text erschien in verkürzter Form bereits auf Golf Post)
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